«Auf papierlose Rechnung umstellen und die Umwelt schützen», «verzichten Sie auf gedruckte Flyer», «digitale Weihnachtskarten für die Umwelt». So oder ähnlich werben verschiedenste Unternehmen. Und beeinflussen damit das Verhalten ihrer Kund*innen. Rund um Papier und Printmedien, deren Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit existieren viele Mythen. Die Printzessin fasst die Fakten zusammen. Und räumt mit zwei weit verbreiteten Mythen auf.
Papier besitzt vier inhärente Eigenschaften, die in sich bereits mit diesem Mythos brechen. Es ist natürlich, kompostierbar, wiederverwendbar und stammt aus einem vollständig erneuerbaren Rohstoff.
Das Holz für die europäische Papierindustrie stammt aus nachhaltigen, rückverfolgbaren und kontrollierten Quellen. Dies bedeutet: Mindestens genauso viel Holz wächst nach wie eingeschlagen wird. Seit 1950 ist der europäische Wald so um mehr als 30% gewachsen. Die Papierindustrie trägt also zu einer nachhaltigen Forstwirtschaft bei. Bilder von zerstörten Regenwäldern, riesigen Schneisen in Wäldern und enormen Holzbergen werden oft verwendet, um das Bild der «umweltschädigenden Papierindustrie» zu unterstreichen. Die wichtigste direkte Ursache für die Abholzung von Regenwäldern ist jedoch die Umwandlung in bebaubares Land, im Besonderen für die Landwirtschaft. Die Papierindustrie ist kein Verursacher der globalen Entwaldung.
In Bezug auf die Energie- und CO2-Bilanz ist es schwierig, die Papierindustrie mit der elektronischen Kommunikation zu vergleichen. Der Grossteil der verbrauchten Energie in der Papierindustrie ist jedoch erneuerbar. Mit einem Anteil von 54% der Energie basierend auf Biomasse ist die Papierindustrie sogar der grösste Nutzer erneuerbarer Energie. Im globalen Vergleich ist der Papier- und Printsektor ein geringer Emittent von Treibhausgasemissionen: Nur rund 1% des weltweiten CO2-Ausstosses wird der Papierindustrie zugeschrieben. Demgegenüber haben elektronische Medien einen beachtlichen Energieverbrauch und negative Umweltauswirkungen, die oft unterschätzt werden.
Es sind vor allem die negativen Auswirkungen des Elektroschrotts, die den ökologischen Fussabdruck digitaler Medien beeinflussen. Eine Vielzahl der Ressourcen, welche für die Herstellung von elektronischen Geräten verwendet werden, ist weder natürlich noch nachhaltig. Und nicht kompostier- oder wiederverwertbar.
Die Anzahl entsorgter Elektronikprodukte ist weltweit rasant angestiegen. Bis zu 50 Millionen Tonnen pro Jahr werden entsorgt. Wegen giftiger Inhaltstoffe gilt Elektroschrott weiterhin als Sondermüll und kann nur bedingt recycelt werden.
Ist die papierlose Kommunikation umweltfreundlicher und nachhaltiger?
Jein. Richtig ist: auch die elektronische Kommunikation hat einen ökologischen Fussabdruck. Und entgegen öffentlicher Meinung ist Papier durchaus nachhaltig und umweltfreundlich.
Im Mittelpunkt der Überlegungen zu umweltfreundlicher und nachhaltiger Kommunikation sollte stets stehen: Welche Kombination hat den geringsten Einfluss auf die Umwelt und erfüllt gleichzeitig die sozialen und wirtschaftlichen Anforderungen? Eine differenzierte Auseinandersetzung mit diesen Aspekten ist zwingend.
Quelle: Papier und Printmedien, Mythen & Fakten, Print Power Austria, twosides.at, 2015