Schriften und ihre Wirkung

Aktualisiert im 2024 | Von: Printzessin vom Druckschloss
Schriften haben ihren eigenen Charakter und wirken auf den Leser unterschiedlich. Sie lösen Assoziationen und Gefühle aus, die zum Lesen anregen sollen.

Die Geschichte der Schrift reicht bis in die Zeit der Höhlenmalerei zurück. Sie durchlebte viele Wandlungen und machte grosse Entwicklungsschritte. Heute gibt es eine Unmenge von verschiedenen Schriftarten und Schriftschnitten. Sich im Dschungel von Antiqua und Grotesk zurechtzufinden ist nicht einfach. Bei der Gestaltung mit Schrift sollte vor allem auf den Schriftcharakter geachtet werden. Dieser sollte mit der Aussage des Textes, der Message, abgestimmt sein und diese unterstützen. So verschieden die Schriftcharakteren sind, so verschieden sind auch die Menschen und ihre Wahrnehmung von Schriftbildern. Oft lösen diese bei Menschen ähnliche Assoziationen und Gefühle aus, es können aber auch eigene interessante und spannende Interpretationen dabei entstehen. Die emotionale Wirkung hängt vom Wissen, der Erfahrung, der Einstellung und dem Umfeld des Lesers ab.

Während auffallende und spezielle Schriften meist leichter zu beschreiben und zuzuordnen sind, fällt dies bei ähnlichen und unspektakulären Schriften sehr schwer. Dies zeigt, dass der Umgang mit Schrift nicht ganz einfach ist. Um diese richtig charakterisieren zu können, braucht es ein gewisses Gespür, Erfahrung und einen kreativen Wortschatz.

Horley Old Style

Die Horley Old Style gehört in die Gruppe der Venezianischen Renaissanceantiqua. Im englischen Sprachraum ist diese Gruppe als «Humanist» bekannt. Ihre Merkmale sind kräftige Serifen, die nach links geneigte Achsenstellung, die relativ grossen Ober- und Unterlängen, die geringe Minuskelhöhe und der Querstrich des «e», welcher meist schräg liegt, da diese Schrift ihren Ursprung vom Schreiben mit der Feder hat. Wirkung: statisch, ausgewogen, gepflegt, altmodisch, verträumt, Fantasy, Jugendstilschrift

Bodoni

Die Bodoni ist eine äusserst beliebte Schrift und gehört zur Klassizistischen Antiqua, welche im englischen Sprachraum eher als «Didone» bekannt ist. Die Merkmale sind die starken Unterschiede zwischen Haar- und Grundstrichen, die waagrecht angesetzten Serifen, die senkrechte Achse bei den Rundungen sowie die fehlenden Rundungen am Serifenansatz. Wirkung: elegant, modisch, majestätisch, edel, selbstbewusst, teuer, zeitlos, verführerisch, Stil, Klasse

Rockwell

Die Rockwell gehört in die Gruppe der Serifenbetonten Linearantiqua. Im englischen Sprachraum ist diese Gruppe als «Slab Serif» bekannt, früher wurde die Gruppe «Egyptienne» genannt. Die Schrift zeichnet sich durch ihre mehr oder weniger starke, aber auffallende Betonung der Serifen aus. Die Haar- und Grundstriche sind fast gleich dick. bodenständig, fett, drückend, auffällig, ungeniert, frech, stark, sicher, plump, «do it yourself»

Mistral

Die Mistral gehört zu den Schreibschriften, welche heutige Handschriften nachahmen sollen. Die Buchstaben sind jeweils miteinander verbunden. Wirkung: verwirrend, handschriftlich, verspielt, kindlich, persönlich, unruhig, schnell, drängend, salopp, dilettantisch

Lucida Blackletter

Die Lucida Blackletter gehört zur Gruppe der Gebrochenen Schriften. Diese waren vor 1941 die gebräuchlichsten Alltagsschriften in Deutschland. Die Gebrochenen Schriften werden zusätzlich in fünf Untergruppen aufgeteilt:

  • Gotisch
  • Rundgotisch
  • Schwabacher
  • Fraktur
  • Fraktur-Varianten

Die Lucida wirkt altmodisch, verstaubt, kirchlich, kompliziert, märchenhaft, geheimnisvoll, misteriös, auffallend, intelligent, schwer, dunkel.

Worterklärungen

  • Minuskel = Kleinbuchstabe
  • Majuskel = Grossbuchstabe
  • Serifen = Horizontale oder schräge Striche als Abschluss von bestimmten Buchstaben
  • Haarstrich = feinere Linie eines Buchstabens mit variabler Strichstärke
  • Grundstrich = dickere Linie eines Buchstabens mit variabler Strichstärke
  • Schriftschnitte = Schriftstilvarianten innerhalb einer Schriftfamilie (light, roman, bold, condensed, extended etc.)