Die Hofschneiderin

Aktualisiert im 2024
Im letzten Sommer hatte die Printzessin einen wichtigen Fototermin: Die Bilder fürs neue Online-Druckschloss wurden gemacht und wie es sich gehört, trug die Printzessin ihr liebstes, massgefertigtes Kleid. Auch sonst brachte sie einige Accessoires mit, die nicht ganz alltäglich sind. Doch wer steckt hinter der ganzen Ausstattung? Wir stellen vor: Lisa Ubezio, die Frau für den Stil.

Es ist ein erster etwas kühler Augusttag, als Lisa zum Kaffee bittet. Durch die Fenster, welche am oberen Ende des hohen Raumes angebracht sind, dringt ein wenig Morgenlicht in den grossen Atelierraum. Wir befinden uns in den Vidmarhallen in Köniz, eine Bienenwabe voller Werkstätten, Büros und Ateliers. Auch ein Theater befindet sich darin, doch heute interessiere ich mich für die Requisiten aus Lisas Produktion. Von der Galerie grüsst hinter einem grossen Bildschirm hervor Remo, Lisas Mann. Der Fotograf bearbeitet gerade Bilder, nehme ich an. Die Wände sind geschmückt mit Prints von einer der Kollaborationen des kreativen Paars. Wuchtige Portraits, ein Typ gekleidet in Klebeband und Karton, schwarz und weiss. Im Raum stehen Leitern, Puppen, allerlei Utensilien, an der Wand eine Hohlkehle für Studiofotografie. Hier entstand das Kleid der Printzessin, von der Skizze bis hin zum fertigen Stück. Lisa näht nicht nur. Sie entwirft, illustriert, beschafft, malt, visioniert, produziert, plant. Sie hat vor Kurzem sogar jeden Tupfer Schminke auf dem Gesicht der Printzessin platziert, damit auch der Lidstrich zum Kleid passt. Sie ist die Frau für den Stil.

In der Konzeption der Bildwelt war Ruben Ung schon sehr schnell klar, das Lisa mit von der Partie sein würde. Ruben hatte schon vor vielen Jahren die alte Bildwelt fotografiert und war seither ein treuer Partner der Printzessin. Doch für diesen Auftrag würde er jemanden brauchen. Bereits bei ersten Skizzen der Szenen spielten immer wieder Accessoires eine Rolle, die nicht so einfach zu beschaffen waren. Und mir, als Hofnarr für kreative Fragen, war wichtig, dass unsere Printzessin passend und stattlich eingekleidet wurde. Lisa konnte beides und war nebenbei eine erstklassige Stilistin, die sich auf Fotosets bestens auskannte. 

Sie mag Aufträge mit Rahmen, erzählt Lisa bei unserem Treffen für diesen Blogbeitrag. Aufträge, bei denen sich innerhalb eines klar gesteckten Konzepts viele Entfaltungsmöglichkeiten bieten. Arbeiten ohne diesen Rahmen fehle die Reibung, die Anspannung und auch die forcierte Kreativität, die sich einstellt, sobald man klare Schranken sieht. Spannend, dass Lisa sich selbst keine Schranken setzt. Im gemeinsamen Unternehmen Lisa und Remo Ubezio entstehen nicht nur Bildwelten und Kommunikationskampagnen. Mit ihrem Atelier hat sich Lisa sich vielmehr auch eine Spielwiese geschaffen. Es ist ihre Kreativ-Werkstatt, wo Dinge entstehen wie kleine Möbel-Serien, Requisiten und Prototypen für Fotoshootings. Oder eben Kleider für Printzessinnen.

Schon ein paar Tage nach dem Gespräch mit Ruben erreichten mich die ersten Skizzen. Auf den ersten Blick war mir klar, dass Lisa in kürzester Zeit verstanden hatte, wovon Ruben und ich schon seit Wochen sprachen. Die Entwürfe waren simpel und gradlinig aber trotzdem war da diese verspielte feminine Note sichtbar, genau was wir der Printzessin schuldig waren. Ein Kleid, dass keine Umschweife machte, sich in der Farbigkeit und dem Schnitt genau in unseren Plan für die Bildwelt einfügte. Lisa nahm Mass, testete Stoffe und steckte schliesslich Nadel für Nadel das erste Kleid zusammen, in dem sich die Printzessin so richtig gut fühlte.

Die Kreation, das Erschöpfen einer Sache, ist ihr Antrieb.

Während ich bereits den zweiten Espresso trinke erklärt mir Lisa, dass der Prototyp für sie das Ziel sei. Die Kreation, das Erschöpfen einer Sache, ist ihr Antrieb – Und vielleicht gerade deswegen spielt es auch keine Rolle, welches Medium oder welche Tätigkeit dafür nötig ist. Wir sind weit drin im Thema, sprechen über kreative Prozesse, ihr Handwerk, die verschiedenen Berufszweige. Als ich mich zum Abschied bedanke, ist viel Zeit vergangen. In der Mitte des Raums steht ein Mannequin, daran schmiegt sich ihr weisses Werk mit beinahe ultraviolettem Rock. Im grossen Atelier, umgeben von all den kleinen Besonderheiten, beschienen vom Licht, das durch den Staub der alten Halle bricht, sieht das Kleid beinahe so anmutig aus wie an der Printzessin selbst. Danke Lisa!, rufe ich und begebe mich auf die Reise ins Druckschloss.